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Wasserstoff-Beirat diskutiert Fördersinstrumente für grünen H2

Welche Instrumente zur Beschaffung und Finanzierung von emissionsarmem Wasserstoff vorhanden sind und wie diese aus Baden-Württembergischer Sicht zu bewerten sind, hat der Wasserstoff-Beirat Baden-Württemberg in Stuttgart analysiert. Gemeinsam mit Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker hob das Expertengremium die Bedeutung der Zusammenarbeit auf Bundesebene für die H2-Versorgung im Südwesten hervor.

Etwa 30 Personen sitzen an weißen Tischen, die in einem Quadrat angeordnet sind und Blicken zur Stirnseite, wo die Umweltministerin Thekla Walker am Rednerpult spricht.
Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker ging bei ihrem Impuls auf die Herausforderungen einer zukunftsfesten Versorgung mit emissionsarmem Wasserstoff in Baden-Württemberg ein.
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Zur Beantwortung der Frage, wie Baden-Württemberg ausreichend mit grünem Wasserstoff versorgt werden kann, hat der Wasserstoff-Beirat Baden-Württemberg aktuelle Förderinstrumente analysiert. An der Sitzung des Expertengremiums am 8. Mai 2024 in Stuttgart beteiligte sich auch Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Insbesondere für süddeutsche Bundesländer wie Baden-Württemberg spielt der Import von emissionsarmem Wasserstoff eine entscheidende Rolle, um die künftige Versorgung mit ausreichenden Mengen des Energieträgers sicherzustellen. Die Bewertung der derzeit mit den meisten Fördergeldern hinterlegten Finanzierungsinstrumente wurde abschließend schriftlich festgehalten und an die Umwelt- und Energieministerin übergeben. Bei diesen Förderinstrumenten handelt es sich um H2Global, die Europäische Wasserstoffbank und Klimaschutzverträge.

 

Doppelauktionsmodell von H2Global

Die privatwirtschaftliche Stiftung H2Global verfolgt das Ziel, den internationalen Markthochlauf von grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten gleichermaßen voranzutreiben. Dies soll durch den Ausgleich des Marktpreises für grünen Wasserstoff und dessen Zukaufpreises ermöglicht werden. Um die Preislücke zu schließen wird ein sogenanntes Doppelauktionsmodell genutzt, bei dem mittels eines Intermediärs Wasserstoff und dessen Derivate angekauft werden. Diese Funktion erfüllt ein 100-prozentiges Tochterunternehmen von H2Global - Hintco. Der so erworbene Wasserstoff und dessen Derivate werden anschließend in einer zweiten Auktion versteigert. Langfristige Abnahmeverträge können Planungssicherheit für weitere Investitionen in die Wasserstoffproduktion schaffen.

H2Global setzt mit den jährlichen Auktionen Preissignale für Investitionen und schafft eine bisher fehlende Markttransparenz für den gehandelten grünen Wasserstoff und Wasserstoffderivate. Der Transport  von Wasserstoff und seinen Derivaten nach Baden-Württemberg ist durch das Förderinstrument H2Global allerdings nicht abgedeckt. Ein erstes H2Global-Vergabeverfahren zum Import von grünem Ammoniak, Methanol und E-Fuels hat Hintco bereits gestartet. Die Begünstigten sollen im Juni 2024 veröffentlicht werden.

 

EU-Förderung durch die Europäische Wasserstoffbank

Um die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff innerhalb der Europäischen Union (EU) zu fördern, hat die Europäische Kommission die Europäische Wasserstoffbank (European Hydrogen Bank, EHB) ins Leben gerufen. Auch bei diesem Instrument werden Auktionen genutzt, um die derzeit noch große Lücke zwischen Angebots- und Nachfragepreisen zu schließen. Den erfolgreichen Bietern des Verfahrens wird eine Förderung pro Kilogramm produzierten Wasserstoffs ausgezahlt.

Im ersten Auktionsverfahren wurden 720 Millionen Euro aus dem EU-Innovationsfonds bereitgestellt, um die H2-Erzeugung innerhalb der Europäischen Union zu fördern. Unter den ausgewählten Projekten ist kein deutsches Vorhaben. Im Rahmen der Europäischen Wasserstoffbank wurde zugleich der Auction-as-a-Service Mechanismus festgelegt. Vorhaben, die an der Auktion der EHB teilgenommen haben, jedoch nicht begünstigt werden, können mit verringertem bürokratischem Aufwand mit nationalen Mitteln gefördert werden. Deutschland stellt hierfür 350 Millionen Euro bereit.

 

Klimaschutzverträge zur Emissionsreduktion

Ein Finanzierungsinstrument der Bundesrepublik Deutschland sind sogenannte Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference, CCfD). Diese sollen dazu beitragen, energieintensive Industriebranchenbei der Transformation hin zur klimaneutralen, nachhaltigen Produktion zu unterstützen, indem die Finanzierungslücke zwischen fossiler und grüner Produktion geschlossen wird. So soll die grüne Produktion zur wirtschaftlich sinnvolleren Produktion werden. Die staatlichen Finanzmittel sollen zu mehr Planungssicherheit für Unternehmen in der Industrie führen, indem sie Investitions- und Kostenrisiken abfedern und damit zu Investitionen in klimafreundliche Produktionsanlagen anregen.

Im Rahmen der Klimaschutzverträge verpflichten sich die Unternehmen für einenVertragszeitraum von 15 Jahren. Im selben Zeitraum werden auch die entstehenden Mehrkosten im Betrieb übernommen. Die Vergabe der Klimaschutzverträge geschieht ebenfalls mittels Auktionsverfahren. Der Mechanismus begünstig vorrangig große Vorhaben und Unternehmen und ist damit für den Mittelstand weniger attraktiv. In der ersten Gebotsrunde sind 4 Milliarden Euro vorgesehen.

 

Nutzung durch Baden-Württembergische Unternehmen sichern

Die Auktionen der beschriebenen Instrumente allokieren die vorhandenen Fördergelder effizient und transparent. Struktur- und industriepolitische Kriterien werden jedoch nicht angelegt. Grundsätzlich schätzt der Beirat die Fortschreibung der drei aktuellen Förderinstrumente für emissionsarmen Wasserstoff als notwendig ein. Allerdings sollten diese teilweise so angepasst werden, dass sie für die mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg zugänglich und handhabbar sind. Die Unternehmen müssten sich im Gegenzug intensiver mit diesen Instrumenten beschäftigen und diese nutzen.

 

Landesinteressen auf Bundesebene berücksichtigen

Baden-Württemberg wird ab dem Jahr 2040 zwingend große Mengen an Wassersoff benötigen, um das Ziel der Klimaneutralität sicher zu erreichen. Durch den bis zum Jahr 2037 gestreckten Ausbau des Wasserstoffkernnetzes hängt der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft insbesondere in Baden-Württemberg vom konsequenten Ausbau der H2-Versorgungsoptionen ab. Eine lokale, verbrauchsnahe Wasserstoffproduktion kann die zeitliche und/oder logistische Lücke bei der Versorgung des Landes mit Wasserstoff weitgehend schließen. Daher empfiehlt der Wasserstoff-Beirat einerseits den Aufbau von integrierten Wasserstoffclustern. Andererseits müsse Baden-Württemberg gegenüber dem Bund auf geeignete politische Rahmenbedingungen hinwirken, um das Recht auf regionale H2-Produktion auch im Süden Deutschlands zu sichern. Zudem sollen eigene, auf die Bedürfnisse des Bundeslandes zugeschnittene Förderprogramme, initiiert werden.

 

Wasserstoff-Beirat BW als Beratergremium

Der Wasserstoff-Beirat Baden-Württemberg berät in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Energieversorgung und Wasserstoff, neuen Technologien rund um Wasserstoff und Brennstoffzellen und deren Bedeutung für den Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg. Hierfür richtet das 25-köpfige Expertengremium Impulse und Empfehlungen an die Landesregierung, um die Umsetzung der Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg zu begleiten. Die Plattform H2BW ist die Geschäftsstelle des Wasserstoff-Beirats Baden-Württemberg.

 

Quelle: Plattform H2BW, Wasserstoff-Beirat BW

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