Kosten, Reichweite und Infrastruktur – drei Rahmenbedingungen, die für den Einsatz alternativer Antriebe für Nutzfahrzeuge stimmen müssen. Wie rechnet sich der Umstieg für Logistiker? Über aktuelle Kostenentwicklungen, politische Rahmenbedingungen und technologische Trends informierten Expertinnen und Experten auf einer Fachveranstaltung in Esslingen.
Unter dem Titel „Lkw der Zukunft“ luden der Landkreis Esslingen und die Plattform H2BW zur Fachveranstaltung am 22. Mai in Kooperation mit dem Autohaus Russ Jesinger ein. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik, Kommunen und Verbänden diskutierten, wie sich die TCOs und Rahmenbedingungen für die Dekarbonisierung ändern müssen. Lkws mit alternativem Antrieb waren vor Ort ausgestellt und demonstrierten, dass Wasserstoff und Brennstoffzelle in der Praxis bestehen.
Neben den Kosten, der Reichweite und der Infrastruktur, müssen auch die Fahrzeugverfügbarkeit sowie die zukünftige Preisentwicklung von Strom und Wasserstoff kalkuliert werden. Und auch die politischen Rahmenbedingungen spielen für den Umstieg auf alternative Antriebe eine bedeutende Rolle. CO2-Bepreisung, Maut & Steuern und gesetzliche Regelungen – Vor diesem Hintergrund ordneten die Referenten die verschiedenen kostenbezogenen Komponenten ein, und stellten die derzeit verfügbaren Antriebe und Fahrzeuge vor.
Dr. Michael Faltenbacher vom Unternehmen Sphera hielt den Hauptvortrag zur Kostenentwicklung (Total Cost of Ownership, TCO) von Batterie-, Wasserstoff- und Diesel-Lkw. Georg Oswald von KEYOU präsentierte verfügbare Wasserstoff-Verbrennungs-Lkw, während Paul J. Bruns von Enginius Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzelle und Batterieantrieben vorstellte. Passend zum Thema präsentierte Volker Hasenberg von Daimler Truck die CO2-Strategie des weltweit größten Nutzfahrzeugherstellers.
Dr. Marion Leuze-Mohr, die Erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen und Dezernentin für Umwelt und Technik, richtete bei der Veranstaltung einen Appell an Bund und Land: Für emissionsfreie Lkws würden aktuell noch hohe Kosten anfallen. Da es sich aber um Zukunftsinvestitionen handele, brauche es für den Endkunden zielgerichtete Förderprogramme für emissionsfreie Nutzfahrzeuge, bis der Markthochlauf wettbewerbsfähige Preise ermögliche.
Franz Loogen, der Geschäftsführer der Landesagentur e-mobil BW, nimmt auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen in den Blick: „Batterie- und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge sind längst Teil moderner Logistikstrategien. Die Umstellung fällt aber nicht leicht. Es braucht einen direkten Draht von Logistik zu Energieversorgern und Infrastrukturbetreibern, um mit belastbaren Zahlen zu planen. Mit unserem Kompetenznetz Lkw-Laden setzen wir genau hier an.“
Bis 2030 soll jede zweite Tonne in Baden-Württemberg klimaneutral transportiert werden, so das Ziel der Landesregierung. Gesetzliche Rahmenbedingungen forcieren die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs. Und das nicht ohne Grund: Der Straßengüterverkehr verursacht rund ein Drittel der CO₂-Emissionen im Verkehr und ist damit ein entscheidender Hebel zum Erreichen der nationalen Klimaziele.